Gesunde Dächer für Patienten und Personal

Das Hainich-Klinikum in Mühlhausen-Pfafferode, das größte Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie in Thüringen, hat seit 100 Jahren den Anspruch, Menschen ganzheitlich zu heilen. Bei einer umfassenden Sanierung wurde auch das Dach neu gestaltet und optisch an den Erbauungszustand des Krankenhauses angepasst. 

Mehr als 5 Mio. Euro flossen in die Sanierung und den Ausbau des Gerontopsychiatrischen Zentrums in Haus 7. Hier werden in zwei Abteilungen 40 Senioren vollstationär behandelt. Für eine noch bessere Betreuung und ein größeres Platzangebot wurde unter anderem das Dachgeschoss ausgebaut. Im Anschluss erhielt auch das Haus 73 ein neues Dach. Hier sind die Wohnungen der Mitarbeiter untergebracht, die auf diese Weise im doppelten Wortsinn ihren Patienten nah sein können.

„Kranke“ Dächer sanieren

Die Dachdeckermeister Albert und Tobias Vogt aus Anrode-Bickenriede fanden bei beiden Häusern stark verwitterte und stellenweise undichte Dächer mit bis zu 100 Jahre alten Hohlziegeln aus der Erbauungszeit vor. Sie mussten komplett abgerissen werden. Tobias Vogt und die Mitarbeiter entfernten den Ziegelbestand, die Lattung und die Konterlattung und stellten fest: Die Originaldachstühle waren noch intakt. Allerdings wurde ihre Konstruktion im Zuge des Ausbaus verändert, um eine Reihe von Gauben erweitert und außerdem energetisch auf den Stand der EnEV gebracht. Auf die Unterdeckung nagelten die Handwerker Lattung und Konterlattung. Hierauf verlegten sie dann – gemäß den Fachregeln – mit Sturmklammern gesicherte Tondachziegel.

Tondachziegel für Dächer mit Geschichte

Die Entscheidung für die Art der Tondachziegel war bei den Verantwortlichen schon früh gefallen. Die Gesamtanlage des Klinikums steht unter Denkmalschutz und so bestimmte die Denkmalpflegebehörde den Einsatz eines Ziegels, der den naturroten Hohlziegeln aus der Erbauungszeit der alten Häuser vor dem 1. Weltkrieg möglichst nahe kommt. Dafür musste man nicht lange suchen: Im nahegelegenen Creaton-Werk in Großengottern wird unter anderem der großformatige Hohlfalzziegel Sinfonie produziert, mit dem sich das historische Erscheinungsbild mühelos wiederherstellen lässt und der alle technischen Anforderungen in bewährter Qualität auf dem neuesten Stand erfüllt. Wie etwa seine überdurchschnittliche Regeneintragssicherheit bis zu einer Neigung von nur 10° bei einem regensicheren Unterdach, wie sie teilweise bei den flach geneigten Dachflächen der Gauben gefordert war.

Darüber hinaus senkt dieser Großformatziegel mit seinen Ausmaßen von 300 x 482 mm den Ziegelbedarf gegenüber kleinformatigen Modellen um rund 30 Prozent auf nur etwa 10,9 Stück/m². Damit setzt der Sinfonie-Ziegel auch in punkto Wirtschaftlichkeit Maßstäbe – für das Land Thüringen und das Klinikum als Investoren neben technischen, ästhetischen und denkmalpflegerischen Gesichtspunkten ein weiteres wichtiges Argument. Die hohe Flexibilität, die der Ziegel bei der Verarbeitung dank seiner ausgeprägten Kopf- und Seitenverfalzung und einem Verschiebebereich von circa 29 mm  bietet, wirkte sich zusätzlich positiv auf die Verleggeschwindigkeit aus.

Handwerk wie aus dem Lehrbuch

Die repräsentative und stark gegliederte Architektur der späten Kaiserzeit spiegeln die Dachlandschaften des Hainich-Klinikums eindrucksvoll wider. Sie waren – anders als heute – nicht auch unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit, sondern nur der Schönheit geplant worden – nicht zuletzt im Bewusstsein dessen, dass ein schönes Ambiente auch die Heilung positiv beeinflussen kann.

Dachhandwerker konnten daher ihr gesamtes handwerkliches Können entfalten. Schon die Grundform der Dächer – ein Mansardwalmdach mit Zwerchhausdächern in Satteldachform – war aufwendig, und es gab gleich drei verschiedene Gaubentypen: Fleder-maus-, Walmdach- und Schleppdachgauben – mit entsprechend vielen Kehlen und Graten. Außerdem einen Dachreiter mit Zeltdach und Seitenflächen, die ebenso wie die Gaubenseitenwände mit naturroten Turmbibern verkleidet wurden. Dazu kommen ganz unterschiedliche Dachneigungen bei den Hauptwalmdächern: erst die flache Neigung des Spitzbodens, bis zum Mansardknick, dann die steile Neigung der Mansardfläche und schließlich zur Traufe hin wiederum die Abflachung im Bereich der Aufschieblinge. Darüber hinaus haben auch die Gauben noch unterschiedliche Dachneigungen. Vor allem für die Auszubildenden der Dachdeckerei Vogt ein Lehrverlegungsbeispiel der besonderen Art.

 

Vollkeramische Dachlösung

Wie aus dem Lehrbuch war auch die soweit wie möglich vollkeramische Ausstattung der Dächer mit keramischem Funktionszubehör: Wo die Denkmalpflege keine Ortgangdielen vorschrieb, kamen Sinfonie-Ortgangziegel zum Einsatz, außerdem Lüfterziegel zur besseren Hinterlüftung der Dachfläche und Längshalbe zur Einpassung beispielsweise der Dachflächenfenster. Die Firste und Grate wurden mit den zum Gesamtsystem passenden Firstziegeln Typ „PF“, Gratanfängern und dreiachsigen Walmkappen vollkeramisch ausgebildet. Bei den Dachdurchdringungen kam ebenfalls Originalzubehör wie keramische Durchgangsziegel und Dunstrohrhauben vom Signum-Typ A zum Einsatz. „Das Gesamtsystem Dach ist ja nur so gut wie seine einzelnen Teile“, weiß Dachdeckermeister Tobias Vogt. „Deshalb setze ich beim Zubehör, wo immer möglich, auf die Ästhetik, Sicherheit und Hochwertigkeit von Originalzubehör aus einer Hand! Das bietet die Gewähr für harmonische Dächer, die man nicht nur als Fachmann gerne anschaut.“

Die neuen Dächer der Häuser 7 und 73 sind nach der Sanierung auf jeden Fall nicht nur optisch ein Hingucker. Sie haben auch die besten Voraussetzungen, um aufgrund ihrer technischen Ausführung mit Qualitätsprodukten im System Patienten und Mitarbeitern des Hainich-Klinikums jahrzehntelang ein gesundes Dach über dem Kopf zu bieten.

 

Autor

Der Creaton-Fachberater Gerd Böttcher aus Mühlhausen betreute das Projekt Hainich-Klinikum.

Bei der Verlegung der Dachziegel war handwerkliches Können gefragt

Bautafel (Auswahl)

Objekt Dachsanierung von Haus 7 und Haus 73 des Hainich-Klinikums in Mühlhausen-Pfafferode 

Bauherr Ökumenisches Hainich-Klinikum gGmbH

(Mühlhausen-Pfafferode)

Planer Haus 7: Dipl.-Ing. Architekt Thomas Ortmann (Mühlhausen)

Haus 73: AIG GmbH Beraten & Planen (Leinefelde)

Ausführung Dachdeckerei Albert Vogt (Anrode-Bickenriede)

Produkte Tondachziegel Sinfonie naturrot und Originalzubehör: Ortgangziegel links/rechts, Firstziegel „PF“, Längshalbe Lüfterziegel, Durchgangsziegel, Gratanfänger, Walmkappen, Turmbiber naturrot, Signum-Dunstrohrhaube Typ A naturrot

Fläche 1 600 m² (Haus 7), 480 m² (Haus 73)

Hersteller Creaton AG, Wertingen

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