Fachgerechter Anschluss

Der Holzbau spielt immer öfter seine Vorteile gegenüber der Massivbauweise aus. Aber was ist wichtig bei der Erstellung eines Holzrahmenbaus? In lockerer Serie erklären wir Anschlussdetails praxisnah. Heute: Der Außenwand-Deckenanschluss – sorgfältige Planung und Ausführung sind hier sehr wichtig.

Planungs- und Ausführungsmängel sowie die Unkenntnis wichtiger baukonstruktiver Zusammenhänge lassen den sonst so vorteilhaften Holzbau oftmals in einem schlechten Licht erscheinen. Eine sorgfältige Planung und Ausführung sind die Voraussetzung für wirtschaftliche, sichere und leistungsfähige Holzbauten. Nach dem Start der Serie mit dem Sockelbereich, der als Übergang vom Massiv- zum Holzbau besonders sensibel ist, geht es heute um den fachgerechten Anschluss der Geschossdecke an die Außenwand, der bezüglich der Planung und Ausführung ein hohes Maß ebenfalls an Sorgfalt erfordert und letztlich entscheidend für die Qualität des zu erstellenden Gebäudes ist.

Luftdichtheitsebene muss sichergestellt sein

Wenn Außen- und Innenwände im Erdgeschoss montiert und auf der Bodenplatte angeschlossen sind, können die vorgefertigten Deckenelemente aufgelegt und mit den Außenwänden des Erdgeschosses verschraubt werden. Danach werden die vorgefertigten Obergeschoss-Wände auf der Decke abgestellt und verschraubt. Entscheidend ist, dass der Erhalt der festgelegten Luftdichtheitsebene für den Übergang der eingeschobenen Decke sichergestellt wird. Wie das geht und worauf es dabei ankommt, zeigen wir im Folgenden am Beispiel einer Grundkonstruktion und erklären dabei die grundsätzlichen Prinzipien des Holzbaus. Allerdings ist die hier beispielhaft vorgestellte Konstruktion nur bedingt geeignet, wenn hohe Dämmstandards, etwa beim Bau eines Passivhauses, eingehalten werden müssen. Hier sind andere Konstruktionsvarianten zu wählen, sogenannte wärmebrückenfreie Konstruktionen. Diese erreicht man zum Beispiel durch eine vollflächige Dämmung der Außenseite mit einem geeigneten Wärmedämmverbundsystem (WDVS), wie beispielsweise aus Holzweichfaser. Eine Zusammenstellung der unterschiedlichen Varianten sind im Detailkatalog Holzbau von Fermacell zu finden.

Aufbau der Wandkonstruktion – die Außenwand

Unser Beispiel geht von einem diffusionsoffenen Aufbau der Außenwand aus. Hier gilt das Prinzip „innen dichter als außen“. Kenngrößen dazu sind die sd-Werte der einzelnen Schichten. Entsprechende Angaben stehen in der DIN 68 800-2 (Teil 2 – Vorbeugende bauliche Maßnahmen).

Beplankung innen

Bewährt als innere Beplankung für alle typischen Holzrahmenkonstruktionen haben sich Gipsfaser-Platten, wie etwa Fermacell Vapor mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 3,1 m als dampfdiffusionshemmende Schicht, bei denen durch eine auf der Plattenrückseite aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit soweit reduziert wird, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in Außenwandkonstruktionen entfallen können.

Tragende und gedämmte Ebene/Ständerebene

Die Dämmung des Wandhohlraums kann mit eingeblasenen Zellulosedämmstoffen erfolgen, alternativ können aber auch andere Dämmstoffe wie zum Beispiel mineralische (Glasfaser, Steinwolle) oder nachwachsende Dämmstoffe (Flachs, Hanf, Holzfaser) eingesetzt werden.

Beplankung außen

Im Gegensatz zur inneren (raumseitigen) Beplankung, die möglichst diffusionshemmend ausgeführt werden soll, ist bei der abschließenden Beplankung nach außen ein diffusionsoffener Aufbau angesagt. Wegen ihrer Materialeigenschaften sind hier zum Beispiel Fermacell Gipsfaser-Platten mit 12,5 mm Dicke mit einem sd-Wert von 0,16 m besonders geeignet. Der niedrige sd-Wert zeigt eine nach außen offene Konstruktion, durch die ein Wasserdampfstrom ungehindert nach außen gelangen kann, ohne an den kälteren Bauteilschichten außen zu kondensieren. Beide Beplankungslagen – Gipsfaser-Platten innen und außen – können außerdem für die statische Aussteifung herangezogen werden (charakteristische Festigkeitswerte, siehe ETA 03/0050).

Um in der Hinterlüftungsebene der Fassade anfallende Feuchtigkeit sicher abzuführen, ist abschließend auf der Gipsfaser-Platte ein Windpapier (sd-Wert maximal 0,3 m) aufzubringen. Die Stöße der Bahnen sind dabei jeweils zu verkleben. Wenn die Holztafelelemente nach dem Aufrichten noch nicht über einen permanenten Witterungsschutz durch eine Vorhangfassade verfügen, übernimmt das Windpapier vorübergehend die Funktion des Witterungsschutzes.

Abschließend wird außenseitig die hinterlüftete Fassade aufgebracht. Hier kann Powerpanel H2O (in der Grafik als Putzfassade dargestellt nach Zulassung Z-31.4-181) eingesetzt werden. Alternativ zur Powerpanel H2O Platte sind zum Beispiel auch Holzfassaden möglich. Genauere technische Informationen stehen im Handbuch „Fermacell im Holzbau – Planung und Verarbeitung“, Kapitel 2.10 „Außenbeplankung auf Fermacell Gipsfaser-Platte“. Weitere Angaben zum diffusionsoffenen Wandaufbau der Außenwand beziehungsweise zum konstruktiven Holzschutz stehen ebenfalls im oben genannten Handbuch, Kapitel 1.5 und 1.6.

Aufbau der Geschossdecke

Sobald alle Außen- und Innenwände des Erdgeschosses stehen und auf der Bodenplatte angeschlossen sind, kann mit der Montage der Rohdecke begonnen werden.

Die Rohdecke

Die Rohdecke besteht aus der Balkenlage (statisch tragend) und einer Beplankung aus Holzwerkstoffplatten (in der Regel 19/22 mm dick – je nach Balkenabstand). Außenseitig wird ein umlaufender Randbalken angeordnet. Zusammen mit der auf den Deckenrippen befestigten Beplankung übernimmt er die Funktion der aussteifenden Deckenscheibe. Es ist möglich, die Holzbalkendecke im Werk vorzufertigen und damit auf der Baustelle Zeit beim Aufrichten zu sparen. So kann die Zeit, in der das noch offene Gebäude ungeschützt der Witterung ausgesetzt ist, deutlich reduziert werden.

Montage der Rohdecke

Die fachgerechte Ausführung des Decken-/Wandanschlusses entscheidet letztlich über die spätere Gebäudequalität. Bei der Montage werden die Decken-elemente auf den Außenwänden der darunter liegenden Etage daher so platziert, dass zur Außenseite hin genügend Platz für das Überdämmen des umlaufenden Randbalkens bleibt. Die Befestigung erfolgt mit Teilgewindeschrauben, die bei guter Vorbereitung an Ort und Stelle lediglich noch eingeschraubt werden müssen. Werkseitig bereits vorbereitete, dichte Folien (zum Beispiel PE-Folie mit einem sd-Wert < 3 m), die von unten nach oben um den Deckenkörper herumgeführt werden, stellen die Luftdichtigkeit der Konstruktion im Übergang der eingeschobenen Decke her. Die Minimierung konstruktiver Wärmebrücken gelingt durch die anschließende Überdämmung des umlaufenden Randbalkens mit 60 bis 80 mm Dämmstoff. Gut geeignet ist hier Steinwolle, die weniger feuchteanfällig ist, alternativ sind auch andere Dämmstoffe möglich. Der Bereich wird nach Montage der oberen Außenwände entsprechend der abschließenden Beplankung der Außenwände (siehe „Aufbau der Wandkonstruktion“) geschlossen. Können die Wände der oberen Etage erst am folgenden Tag aufgerichtet werden, muss die Rohdecke über Nacht vollflächig mit einem Witterungsschutz abgedeckt werden.

Der Deckenaufbau (Innenausbau)

Sobald alle Außen- und Innenwände des Obergeschosses und auch das Dach (Dachelemente) montiert sind, kann die Decke im Zuge der Arbeiten zum Innenausbau fertiggestellt werden. Für diese Arbeiten sollte die Witterung bereits vollständig ausgesperrt worden sein.

Rohdecke von unten

Die unterseitige Dämmung (Hohlraumdämpfung), hier mit Glaswolle dargestellt, verbessert den Schallschutz und sorgt für eine insgesamt ruhige Wohnumgebung. Eine zusätzliche etwa 500 mm breite Ausdämmung des kompletten Deckenquerschnitts im Randbereich optimiert die Unterbrechung der Schallnebenwege. Ist die Dämmung eingebracht, erfolgt die Befestigung der Unterkonstruktion und die anschließende Beplankung, zum Beispiel mit Fermacell-Gipsfaserplatten mit dazwischen angeordnetem Rieselschutz. Die alternative Unterkonstruktion aus Federschienen sorgt für weitere Verbesserungen im Schallschutz. Anforderungen an den Brandschutz bestehen für ein Einfamilienhaus (bis Gebäudeklasse 2) in der Regel nicht.

Rohdecke von oben

Der oberseitige Bodenaufbau startet mit einer dämmenden Zwischenschicht, die hier als 60 mm dicke EPS-Dämmung dargestellt ist. Auch die Ausführung mit einer Holzfaserplatte ist möglich. Diese Ebene soll Installationen, wie etwa Elektroleitungen, Sanitärinstallationen oder auch rechteckige Lüftungskanäle, aufnehmen. Größere Abwasserleitungen sind dagegen besser im Deckenhohlraum beziehungsweise in separaten Steigleitungen untergebracht. Ein Randdämmstreifen an sämtliche angrenzende Bauteile dient zur Schallentkopplung. Der Abschluss erfolgt mit Trockenestrich-Elementen, geeignet sind zum Beispiel das Fermacell-Estrichelement 2 E 11 oder 2 E 22. Sie bestehen aus 2 x 10 beziehungsweise 2 x 12,5 mm dicken Gipsfaser-Platten im Format 150 x 50 cm. Sie sind so gegeneinander versetzt angeordnet, dass ein 50 mm breiter Stufenfalz für das Verkleben entsteht und bieten eine hohe Belastbarkeit.

Schallschutz-Tipp

Eine weitere schallschutztechnische Optimierung der Konstruktion ist möglich, wenn anstelle einer 60 mm EPS-Dämmung oder einer Holzfaserplatte eine Estrich-Wabe mit Wabenschüttung eingefügt wird. Das zusätzliche Gewicht wirkt sich günstig auf den Trittschallschutz aus.

Eine weitere zeitsparende Alternative ist das Estrich-Element 2 E 35. Eine bereits werkseitig aufkaschierte Mineralwolle (20 mm) sorgt für eine schallschutzwirksame Entkopplung des Trockenestrichs zur Deckenkonstruktion und bildet gleichzeitig den fertigen Rohboden.

Grundsätzlich empfiehlt der Hersteller, die Estrich-Elemente je nach Bodenbelastung und vorgesehener Nutzung gezielt auf die Anwendungsklasse des Bodens abzustimmen (detaillierte Hinweise dazu stehen im technischen Handbuch „Fermacell Bodensysteme – Planung und Verarbeitung“).

Autor

Leon Wenning ist Produktmanager für den Anwendungsbereich Holzbau bei der Fermacell GmbH in Duisburg.

Die raumseitige Beplankung muss diffusionshemmend, nach außen diffusionsoffen sein

Bauphysikalische Eigenschaften der Außenwand mit

Gipsfaserplatten von Fermacell

sd-Werte der Beplankung   Gipsfaser-Platte Vapor (12,5 mm)  = 3,1 m;

Gipsfaser-Platte (12,5 mm) = 0,2 m

Brandschutz    F30 B

Schallschutz    R w,R > 44 dB

U-Werte der Konstruktion

(Variante A – 200 mm Zellulosedämmung)

Lambda-Wert Gesamtkonstruktion: UWand 200 = 0,22 W/m²K

(Variante B: Dämmung: 340 mm Zellulose Dämmung)

Lambda-Wert Gesamtkonstruktion: UWand 340 = ca. 0,122 W/m²K *

Die Variante B ist Passivhaus-tauglich mit Stegträger Querschnitt

(* Holzanteil pro m² Wand mit vier Prozent angesetzt) und optimierter Detailausbildung / Wärmebrücken – besondere Planung / Abstimmung / Baubetreuung erforderlich.

Detailkatalog Holzbau von Fermacell

Speziell für Planer und Architekten hat Fermacell einen Detailkatalog entwickelt, in dem alle für den klassischen Holzbau relevanten Anschlüsse berücksichtigt werden. Der Detailkatalog steht online unter www.fermacell.de/de/content/details_holzbau.php zur Verfügung und wird nach und nach um weitere Anwendungen ergänzt.

Legende

1) Gipsfaserplatte 12,5 mm2) Vapor 12,5 mm-Gipsfaserplatte inklusive Dampfbremse 3) Estrich Element4) Randdämmstreifen5) Fugenspachtel auf Trennstreifen6) Fußrippe7) Kopfrippe8) Füllholz9) Deckenbalken10) Holz-Unterkonstruktion11) Holzwerkstoffplatte12) Femacell Powerpanel H2O13) Klammer14) Folienstreifen für Übergänge 15) Unterkonstruktion (hinterlüftet)16) Zuganker (Schraube)17) Dämmung 18) Klebestreifen

Fertiges Anschlussdetail (Schritt 3)

Deckenaufbau: Dämmung des Deckenhohlraums hier mit Glaswolle dargestellt, zusätzlich komplette Ausdämmung im Randbereich. Darunter Unterkonstruktion und Beplankung mit Fermacell Gipsfaser-Platten mit dazwischen angeordnetem Rieselschutz.

Bodenaufbau: EPS-Dämmung oder Holzfaserplatte (zur Trittschalloptimierung Ausführung ­dieser Ebene mit Estrich-Wabe und Wabenschüttung) mit aufgebrachten Fermacell Estrich-Elementen

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