Fachgerecht Entwässert

Die fachgerechte Entwässerung einer Flachdachkonstruktion ist die Voraussetzung für deren langfristige Funktionssicherheit, auch um ein Versagen der Tragkonstruktion zu verhindern. Dabei müssen die aktuellen Regelwerke sowohl bei Neubauten wie auch bei Dachsanierungen berücksichtigt werden.

Die gezielte Entwässerung trägt dazu bei, stehendes Wasser und damit die Bildung von Algen zu verhindern. Diese können möglicherweise für Schädigungen der Abdichtungsbahn verantwortlich sein. Neben den berechneten Entwässerungseinrichtungen muss der Fachhandwerker auch entsprechende Notüberläufe planen und einbauen. Entwässerungseinrichtungen müssen als Einbauteile zum Dach dauerhaft und sicher in die Abdichtungsebene sowie weiterer Funktionsschichten wie einer Dampfsperre, eingebunden werden. Zwischen Außenkante Flansch, Außenkanten von Durchdringungen, aufgehenden Bauteilen oder Fugen sollte ein Mindestabstand von 30 cm liegen, damit der Dachhandwerker einen sicheren Anschluss an die Funktionsschichten des Dachaufbaus herstellen kann. Der Dachablauf sollte darüber hinaus mit einem Kies- und Laubfang ausgerüstet sein und für Wartungsarbeiten frei zugänglich sein.

Verschiedene Entwässerungssysteme

Neben der Abflusscharakteristik der Abläufe spielt auch das eingesetzte Entwässerungssystem eine wichtige Rolle. Dabei unterscheiden die Regelwerke in sogenannte Freispiegel- und Druckentwässerungssysteme.

Fabrikmäßig vorgefertigte Dachabläufe müssen dabei der DIN EN 1253-1 „Abläufe für Gebäude“ entsprechen oder über ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis verfügen. Der Hersteller gibt für sein Ablaufsystem das Abflussvermögen in Abhängigkeit von Druckhöhen an.

Bei der Planung des Regenwasserabflusses müssen die Berechnungsregenspende, die wirksame Dachfläche sowie die entsprechenden Abflussbeiwerte aus dem Dachaufbau beachtet werden. Die hohen Sicherheitsanforderungen für die Planung und Ausführung der Dachentwässerungssysteme sind in den Normen DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100 geregelt. Für die standortbezogene Ermittlung gilt grundsätzlich die sichere Ableitung eines mittleren Regenereignisses. Das Regelwerk schreibt vor: Regenwasserfall-, Sammel- und Grundleitungen sind auf die 5-Minuten-Regenspende, die einmal in 5 Jahren (r5,5) erwartet werden muss, auszulegen.

In Verbindung mit einer Notentwässerung wird darüber hinaus auch ein Jahrhundert-Regenereignis mit einer Dauer von fünf Minuten (r5,100) abgeleitet.

Ist die Regenwassermenge höher als der Berechnungsregen kommt es zu Überlastungserscheinungen oder gar zu Überflutungen auf der Dachfläche. Notüberläufe sind generell erforderlich bei Dachkonstruktionen mit innen liegenden Rinnenentwässerungen und bei Flachdächern in Leichtbauweise,

zum Beispiel Trapezdächer. Sofern ein freier Notüberlauf mit ausreichendem Abflussvermögen über die Fassade nicht möglich ist, muss ein zusätzliches Leitungssystem mit freiem Auslauf auf das Grundstück installiert werden. Dabei kann auch ein Unterdrucksystem Verwendung finden.

Die bei einem Jahrhundert-Regenereignis auftretenden Aufstauhöhen auf der Dachfläche werden rechnerisch ermittelt und mit dem Bauherrn, Planer oder Statiker geprüft. Jedem Entwässerungstiefpunkt sollte eine Notüberlaufeinrichtung für die Aufnahme der Regenwasserdifferenz zwischen dem Jahrhundertregen r (5,100) und dem Berechnungsregen r (5,5) zugeordnet werden.

Der Ersatz eines erforderlichen Notüberlaufes durch zusätzliche Dachabläufe mit Anschluss an die gleiche Entwässerungsanlage ist nicht zulässig. Auf Notüberläufe kann verzichtet werden, wenn eine geplante Regenrückhaltung auf dem Dach wie zum Beispiel bei intensiv begrünten Dachflächen erfolgt. In einem derartigen Fall muss jedoch das Dach sowohl konstruktiv als auch statisch entsprechend ausgelegt sein. Moderne Dachabläufe müssen bereits bei einem geringen Wasseranstau einen hohen Abfluss ermöglichen um die Flächenlast zu begrenzen.

Abflussbeiwerte

Die Art der Oberfläche des Schichtenpaketes einer Dachabdichtung kann den Abfluss verzögern; so dringt durch eine Dachbegrünung oder Kiesschüttung nur eine zeitlich gemittelte Regenspende zu den Dachabläufen.

Der Regenwasserabfluss Q eines Daches berechnet sich damit nach folgender Gleichung:

Q = (r 5,5 / 10000) x C x A

Q = Regenwasserabfluss in Liter / Sekunde

r 5,5 = Regenspende

C = Abflussbeiwert

A = wirksame Dachfläche

Planung und Ausführung

Grundsätzlich soll der Dachhandwerker zum Anschluss an eine Dampfsperre beim unbelüfteten Dach zweiteilige Dachabläufe verwenden und sicherstellen, dass sowohl Anschlussflansche und Anschlussschürzen auf die Dachabdichtung abgestimmt sind.

Die Dachabläufe sollen an den Tiefpunkten des Daches angeordnet werden und die Entwässerungsbereiche über ein ausreichendes Gefälle verfügen. Bei Trapezblechen als Tragkonstruktion ist die Verformung unter Last zu beachten. Sowohl Dach- wie auch Notüberläufe werden einschließlich der Anschlussschürze in der Unterkonstruktion befestigt. Jedem innen liegenden Entwässerungspunkt muss mindestens einen Notüberlauf zugeordnet werden.

Sanierung-Dachablauf

Bei einer wirtschaftlichen Sanierung kann der alte Dachablauf im Schichtenpaket verbleiben. Dabei muss der Dachhandwerker die Dichtigkeit der Steckverbindung und die Rückstausicherheit prüfen und die erforderlichen Ablaufwerte bei der Bemessung der Entwässerungsanlagen nach DIN12056-3 und DIN 1986-100 beachten. Der Sanierungsdachablauf (zum Beispiel von Klöber) wird in zahlreichen Durchmessern geliefert und kann so der vorhandenen Situation angepasst werden. Die werksseitigen PVC Flansche bieten eine langfristige Sicherheit als funktionsgerechte Einbindung in die Abdichtungsebene. Die alternativ vorkonfektionierten Flansche mit Bitumenbahn, individueller Kunststoff-Dachabdichtungsbahn oder als Klemmflansch für den universellen Einsatz ermöglichen darüber hinaus eine zeitsparende und zuverlässige Einbindung an verschiedenste Dachabdichtungsmaterialien. Nach Festlegung der Position des Sanierungsdachablaufes wird eine passende Öffnung in die neue Abdichtungsebene sowie die Zusatzdämmung geschnitten. Die Höhe des Sanierungs-dachablaufes mit der Dichtmanschette wird auf den bestehenden Gully angepasst und fixiert. ­Anschließend wird die werkstoffgerechte Anschlussmanschette nach den Vorgaben der Herstellerverarbeitungsvorschrift des Dachbahnenlieferanten mit einem Bi­­­­tumenschweißbrenner oder einem Heißluftgerät oder alternativen Methoden aufgebracht. Mit dem Aufsetzen des bruchsicheren Laubfangs, der noch eingerastet wird, ist die Montage abgeschlossen.

Sicherer Ablauf durch abgestimmte Planung

Abgestimmte Planung und funktionssichere Produkte stellen sicher, dass in der Sanierung wie im Neubau die Entwässerung von Flachdächern auch langfristig sichergestellt ist. Modular aufgebaute Entwässerungssysteme bieten umfangreiche Lösungen, die zahlreiche bautechnische Anforderungen erfüllen. Eine Vereinfachung der Lagerhaltung und des Einbaus bringen zum Beispiel modulare Systeme, bei denen nur noch einteilige Dachgullys angeboten werden, die im zweischaligen Dachaufbau sowohl Ober- und Unterteil sein können. Auch beim Einbau von stärkeren Dämmstoffdicken sind nur selten Rohrverlängerungen erforderlich.

Autor
Dipl.-Ing. Hanns-Christoph Zebe ist Baufachjournalist und lebt in Kaiserslautern.

Notüberläufe sind erforderlich bei innen liegenden Rinnenentwässerungen und bei Flachdächern in Leichtbauweise

Freispiegelentwässerung und Druckentwässerung

Bei Druckentwässerungen werden die Ablaufströme der einzelnen Gullys über Anschlussleitungen unter der Dachkonstruktion an eine gemeinsame Fallleitung angeschlossen. Durch die Ableitung des Regenwassers wird ein Unterdruck erzeugt, der mit hoher Fließgeschwindigkeit für eine schnelle Entwässerung der Dachfläche sorgt.

Bei der Freispiegel- oder Schwerkraftentwässerung wird das Wasser über Fallleitungen in eine im Gefälle verlegte Grundleitung abgeleitet.

Abflussbeiwerte C in Abhängigkeit von der Oberflächenart nach DIN 1986-100

Art der Fläche Abflussbeiwert

Dachflächen 1,0

Betonflächen 1,0

Schwarzdecken (Asphalt) 1,0

Pflaster mit Fugenverguss 1,0

Kiesdächer 0,5

extensiv begrünte Dachfläche

bis 10 cm Aufbaudicke 0,5

extensiv begrünte Dachfläche

ab 10 cm Aufbaudicke 0,3

intensiv begrünte Dachfläche 0,3

Quelle: Auszug aus DIN 1986-100 Tabelle 6 (Abflussbeiwerte)
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