Einbau von Gullys mit Aufstockelementen

Hitze, Kälte, Windsog und Schwingungen – Gullys mit Aufstockelement müssen vielen Belastungen standhalten. Fachgerecht eingebaut, tun sie dies auch. Aber mit den immer dicker werdenden Dachschichtenpaketen kommen neue Herausforderungen auf die Produkte und den Verarbeiter zu.

Um die geforderten Energieeinsparungen zu erfüllen, werden die Dämmschichten auf Dächern immer dicker. Flachdachgullys hat man deshalb mit Aufstockelementen versehen, aber es gibt – bei immer größeren Längen – oft Schwierigkeiten beim Einbau. Nur durch fachgerechte Verarbeitung auf allen Ebenen kann vermieden werden, dass der Gesamtaufbau „ins Schwimmen kommt“ und Gullys mit Aufstockelement in Schieflage geraten – mit den entsprechend unerwünschten Folgen.

Dachschichtenwanderungen unterbinden

Ein häufiger Grund für Undichtigkeiten und Fehlfunktionen bei Gullys mit Aufstockelement sind die sogenannten Dämmstoffwanderungen. Kommen Dachschichtenpakete ins Wandern, können sie ungeheure Kräfte entwickeln. Und wenn sie wandern, dann in der Regel zum Mittelpunkt des Daches, weil dies der Punkt der größten Schwingung ist. Auf ihrer unerwünschten Reise nehmen sie den Gully samt Aufstockelement einfach mit, da er alle Relativbewegungen des Daches mit macht beziehungsweise mitmachen muss. Der Gully gerät in Schieflage, womit seine Funktion und Dichtigkeit aus dem Lot geraten. Dachschichtenwanderungen muss daher von Anfang an, also schon bei der Montage, vorgebaut werden. In der Regel erfolgt die fachgerechte Befestigung des Dämmstoffpaketes durch sorgfältiges Verkleben.

Gullys brauchen Halt

Der ordnungsgemäße Aufbau des Dachschichtenpaketes ist eine gute Basis für dichte Gullys. Aber auch der Gully selbst muss solide fixiert werden, wenn er nicht zum Sorgengully werden soll. Das Problem ist nicht unbekannt und wird daher in den unterschiedlichsten Regelwerken thematisiert. Auch die DIN 18531, Teil 3, Pkt. 8.5, die sich auf ungenutzte Dächer bezieht, lässt hier keinen Interpretationsspielraum. Sie fordert: „Dachabläufe und Notüberläufe sind so einzubauen, dass sie sich durch Relativbewegungen zwischen Dachuntergrund und Dachabdichtung nicht so weit schräg stellen oder verschieben, dass eine Beeinträchtigung der Entwässerungsfunktion entsteht. Der Grundkörper muss mit dem Untergrund verbunden werden.“ Das Phänomen des schief gestellten Gullys tritt statistisch gesehen öfter bei ungenutzten Dächern auf, die in Leichtbauweise erstellt wurden. Betondächer scheinen Unachtsamkeiten während des Einbaus leichter zu verzeihen, was aber nicht dazu führen darf, hier die Fachregeln zu missachten.

Richtige Befestigung von Verstärkungsblechen ist Pflicht

Tauchen Probleme auf, sind sie oft auf die gleichen Ursachen zurückzuführen. Pauschal lässt sich sagen, dass es sich in der Regel um mangelnde Befestigung handelt. Bei Stahltrapezprofil-Unterkonstruktionen ist der Einsatz eines Verstärkungsbleches im Durchdringungsbereich ein absolutes Muss. Deshalb weist die Sita Bauelemente GmbH in ihren allgemeinen Einbauhinweisen und Planungsunterlagen noch einmal ganz deutlich auf diesen so wichtigen Stabilisierungsfaktor hin. Damit das Verstärkungsblech ganze Arbeit leisten kann, muss es gemäß DIN 18077 mit der Unterkonstruktion verschraubt werden. Ebenso wichtig ist es, das Loch im Verstärkungsblech sorgfältig der Gullygröße anzupassen. Ein zu großer Ausschnitt im Verstärkungsblech kann Gullytopf und -kragen keinen richtigen Halt geben. Ist der Gully eingepasst, muss auch er mechanisch fixiert werden. Zugelassene Schrauben, die durch den PUR-Kragen in das Verstärkungsblech geschraubt werden, sichern die dauerhafte Verbindung.

Alles fest – alles dicht

Ist die Dampfsperre mit dem Flansch oder der Anschlussmanschette des Dachgullys verklebt, beziehungsweise verschweißt, kommt der nächste für die Reklamationsfreiheit wichtige Arbeitsschritt: das Einsetzen des Winkeldichtrings. Dieses Dichtungselement zwischen Gully und Aufstockelement ist entscheidend für die Rückstausicherheit des Gullyaufbaus. Es lohnt sich, diesem Arbeitsschritt volle Aufmerksamkeit zu schenken. Der Winkeldichtring wird so in den Gullykörper eingesetzt, dass die obere überstehende Lippe absolut plan auf dem Kragenrand aufliegt. Jetzt kann die Wärmedämmung aufgebracht werden und im Bereich des Gullytopfes die Kontur des Aufstockelementes ausgeschnitten werden. Um eine optimale Wärmedämmung zu erzielen, sollte darauf geachtet werden, ein passgenaues Negativprofil des Aufstockelementes zu erstellen.

Befestigung des Aufstockelementes

Wird jetzt das Aufstockelement in den Gully eingesetzt, so ist darauf zu achten, dass es so tief eingeschoben wird, dass es mindestens bündig mit der Unterkante des Winkeldichtrings ist. Mangelnde Überlappung der beiden Gully-Elemente geht zu Lasten der Stabilität und Dichtigkeit. Aber Achtung bei abgewinkelten Gullys! Wer hier des Guten zu viel tut und sie zu tief einschiebt, der versperrt den Abfluss. Der freie Abfluss, beziehungsweise der Abflussquerschnitt des Basisgullys, muss erhalten bleiben. Um die Konstruktion fest zu verankern, wird jetzt auch der Kragen des Anstauelementes mechanisch in der Unterkonstruktion befestigt.

Fazit: Fachgerecht arbeiten, damit nichts schief geht

Komplexe Dachaufbauten sind als Gesamtprodukt zu sehen. Verarbeiter, die sich auf allen Ebenen gewissenhaft an die anerkannten Regelwerke und Vorschriften halten, bekommen die größtmögliche Sicherheit, dass sich nichts mehr schief stellt. Es lohnt sich, vor Beginn der Dacharbeiten einen Blick in die Arbeits- und Planungshilfen zu werfen, die die Industrie zur Verfügung stellt. Wer hier ein wenig Zeit investiert, kann es sich sparen, sich später mit lästigen Reklamationen zu befassen.

Autor

Rainer Pieper ist Prokurist und technischer Leiter der Sita Bauelemente GmbH.

Gerät der Gully aus dem Lot, gibt es Probleme

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