Der Teufel liegt im Detail

Dachabdichtungen so auszuführen, dass sie dauerhaft dicht und langlebig sind – das erfordert großes Know-how. Der Autor beschreibt, wie sich Anschlüsse und Details mit Bitumenbahnen sicher und schnell herstellen lassen und welche Hilfsmittel dazu beitragen, die Langlebigkeit einer Dachabdichtung zu erhöhen.

Zur Abdichtung von Flachdächern werden seit vielen Jahren Bahnen aus Bitumen eingesetzt. Diese Produkte haben durch ihre Materialeigenschaften die dauerhafte Funktionstüchtigkeit bereits über Jahrzehnte bewiesen.  Die gültige Flachdachrichtlinien und auch die DIN 18531 geben vor, dass Bitumenbahnen im Längs- und Quernahtbereich mindestens 80 Millimeter zu überdecken und Detailanschlüsse mindestens zweilagig auszuführen sind. Somit sind auch einlagige Bitumenabdichtungen im Bereich der Details und Anschlüsse beispielsweise durch eine erste Lage aus Bitumenabdichtung zu unterlegen.

Dachrandabschlüsse sind sorgfältig auszuführen

Abschlüsse stellen das Ende einer Abdichtung am Dachrand dar und werden üblicherweise mittels Dachrand-Abschlussprofilen beziehungsweise Dachrand-Abdeckungen hergestellt. Die Höhe von Dachrandabschlüssen soll bei Dachneigungen bis 5 Grad mindestens 10 cm über Oberkante Dachbelag oder Kiesschüttung betragen. Die Abdichtung wird bis Außenkante Randaufkantung geführt, damit bei eventuell auftretendem Wasseranstau angestautes Niederschlagswasser über die Attika laufen kann, ohne unter die Abdichtung in den Dachaufbau zu dringen.

Die Anschlüsse an aufgehende Wände sind den Fachregeln nach bei Flachdächern bis 5 Grad Dachneigung mindestens 15 cm über Oberkante Dachbelag hoch zu führen und gegen Abrutschen zu sichern.

Grundsätzlich werden für die Detailausbildung mit mehrlagigen Bitumenabdichtungen die gleichen Abdichtungsbahnen verwendet, wie für die Dachfläche selbst. Allerdings können, zur einfacheren Verarbeitung, einige Bahnen zum Beispiel durch unbeschieferte Bitumenbahnen ersetzt werden. Das erleichtert die Verlegung. Bei kaltselbstklebenden Bitumenbahnen empfiehlt sich die Aktivierung der Bahnen mit einem kleinen Brenner oder Fön, um die Details sicher abzudichten. Notwendig ist diese Art der Nahtverschweißung immer dann, wenn eine temporäre Wasserdichtheit (Behelfsabdichtung oder Notabdichtung) erreicht werden soll.

Bei architektonisch komplexer werdende Dachkonstruktionen, zahlreichen Durchdringungen wie Lichtkuppeln, Technikaufbauten, Kamine etc. kommen solche Details immer häufiger vor.

Nachfolgend werden Detailarbeiten an Innen- und Außenecken beschrieben.

Innenecken – Verlegung der Dampfsperre
(kaltselbstklebend)

Bei Herstellung der Innenecke wird im ersten Verarbeitungsschritt die Bitumendampfsperre in der Fläche fachgerecht verlegt und an der Attika bis Oberkante Eckkeil hochgeführt. Für die Ausbildung der Innen­ecke selbst wird ein quadratischer Zuschnitt der ­gleichen Dampfsperrbahn verwendet, mit einer Kantenlänge von 18 bis 20 Zentimeter. Somit ist die Überlappungsbreite in allen Richtungen nach den Fachregeln von mindestens 80 mm sicher eingehalten. Zum Beispiel wird eine kaltselbstklebende Bahn eingesetzt, deren Unterseite mit einer Silikonfolie versehen ist. Diese dünne Abziehfolie wird mit einem Cuttermesser eingeschnitten (Tiefenanschlag benutzen, um die Bitumenbahn nicht zu beschädigen) und nur teilweise abgezogen.

Jetzt kann die Detailbahn als Innenecke zusammengefaltet und geklebt werden (Quetschfalte als Zusatzecke). Diese so vorgefertigte Innenecke wird mit einer Andrückrolle in die Attikaecke eingeklebt. Die Silikonfolie wird dabei schrittweise abgezogen, so wird ein vorzeitiges Verkleben mit dem Untergrund verhindert.

Auf dieser so vorbereiteten Dampfsperre wird im nächsten Arbeitsschritt die Wärmedämmung fugendicht und passgenau verlegt. Dazu werden die THERM-Streifen der Dampfsperre mit dem Schweißbrenner aktiviert und die PIR Dämmung eingeklebt.

Innenecken - Verlegung der 1. Abdichtungslage, kaltselbstklebend (siehe Bildstrecke 1 bis 4)

Die erste Abdichtungslage wird auf der Wärmedämmung verlegt. Auf dem Bild 1 ist dies auch eine kaltselbstklebende Bitumenbahn, deren DUO Nähte (blaue Naht oben) kalt verklebt werden können oder (rote Naht oben) mit dem Schweißbrenner oder Föhn geschlossen werden. Darauf wird der Dämmkeil im Eckbereich verlegt (2). Somit besteht keine 90°-Ecke mehr zwischen Dachfläche und Attika. Die Herstellung dieses Details kann also nicht analog wie bei der Dampfsperre erfolgen.

Innenecken – Zuschnitt nach Schnittmuster

Die beiden Zungenzuschnitte für die Ausbildung der Innenecke werden nach einem Schnittmuster (siehe Verlegebroschüre zum download) hergestellt und in die Ecke eingeklebt (2). Dabei wird mit dem unteren Zuschnittteil begonnen. Sind beide Zuschnitte in der Ecke mit der Andrückrolle am Untergrund verklebt, wird darauf mit der gleichen Bahn die Attika abgedichtet (3). Diese Bahnenstücke als Attikaabdeckung werden in der Innenecke nur noch stumpf zusammengestoßen. Für den Zuschnitt dieser Attikaabdeckungen vereinfacht die Bauder-Eckschablone die Übertragung der Attikaabmessungen auf die Bitumenbahn. So sind mit etwas Übung passgenaue Zuschnitte einfach möglich. Die Herstellung der Innenecke bei der Abdichtungsoberlage erfolgt in gleicher Weise. Hier kann als Material die Oberlagsbahn oder aber – im Bereich der zu unterlegenden Ecklaschen – die erste Abdichtungslage eingebaut werden. Diese ist nicht beschiefert, dadurch kann die folgende obere Abdichtungslage einfacher aufgeschweißt werden. Die Abdeckung der Attika mit Bitumenbahnen erfolgt aber mit dem Oberlagsmaterial (4).

Für den Zuschnitt dieser Attikaabdeckungen kann wiederum die Eckschablone verwendet werden. Detailliert wird darauf in der Verlegebroschüre eingegangen.

Herstellung der Außenecken in wenigen Schritten

In wenigen Schritten werden auch die Außenecken verlegt. Als erster Schritt wir auch hier die Dampfsperre zuerst in der Fläche verlegt. Die Außenecke am Attikaabschluss wird aus Bahnenzuschnitten der selben Bahn hergestellt. Auch für diese Bahnenzuschnitte gibt es ein Unterteil und ein Oberteil, die nach einem bestimmten Schnittmuster zugeschnitten werden und mit der Andrückrolle an der Außenecke verlegt werden. Nach Verarbeitung der Dämmung, der ersten Abdichtungslage auf der Dämmung (5) und der Eckkeile wird die Abdichtung der Außenecke aus zwei bis drei (je nach Attikahöhe) Bahnenzuschnitten nach den Schnittmustern vorgefertigt (6). Die Verarbeitung beginnt mit dem unteren Zuschnittteil und endet mit der Abdeckung der gesamten Attika mit zwei weiteren Zuschnitten, die in der Außenecke stumpf gestoßen werden (7). Auch hier empfiehlt sich der Einsatz der Eckschablone. Die Oberlage wird bei der Außenecke in gleicher Weise verlegt wie die erste Abdichtungslage, sodass ein durchgängig gleichmäßiges Bild der Bitumenoberlage entsteht (8). Auch hier kann alternativ die unterlegte Zunge aus Material der ersten Lage hergestellt werden, um die Verarbeitung zu erleichtern.

Eckschablone als Hilfsmittel

Bei den beschriebenen Innen- und Außenecken werden die unterlegten Zungen mit Bitumenbahnen abgedeckt, die in den Bauwerksecken nur noch stumpf gestoßen werden. Um eine einwandfreie Optik zu erreichen, müssen die Bitumenbahnen exakt zugeschnitten werden. Dazu dient als Arbeitshilfe eine Eckschablone, mit der sich die Abmessungen der Attika leicht auf die Bitumenbahn übertragen lassen. So lassen sich auf einfache Weise dichte Fugen der gestoßenen Abdichtungslagen im Eckbereich herstellen.

Autor

Dipl.-Ing. Holger Krüger ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Paul Bauder GmbH & Co. KG in Stuttgart.

Verlegebroschüre zum download

Wie genau die Außen- und Innenecken samt Schnittmuster anzufertigen sind und wie die Eckschablone anzuwenden ist, kann in der Verlegebroschüre „Bitumen Details, einfach und sicher“ von Bauder nachgelesen werden. Bestellungen unter: Paul Bauder GmbH & Co. KG, Werbeabteilung, Korntaler Landstraße 63, 70499 Stuttgart, Stichwort: „Verlegeanleitung Bitumen“ oder download unter www.bauder.de/de/flachdach/downloads/flachdach-verlegeanleitungen.

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