Büros am Wasser mit sicherer Deckung

Wo innerstädtische Hafenanlagen ihre wirtschaftliche Bedeutung verlieren, bieten sich besondere städtebauliche Chancen und Herausforderungen. Am Berliner Westhafen wurden alte Speichergebäude aufwändig saniert und in moderne Büroräume umgestaltet. Die Hochwertigkeit zieht sich bis zum Dach hinauf.

Die Westhafenstraße 1 im Berliner Stadtteil Moabit ist eine gute Adresse geworden. Das 126 Meter lange und 23 Meter breite zweigeschossige Speichergebäude aus rotbraunen Klinkersteinen mit dunklem Walmdach, durch drei Giebel gegliedert, stammt aus der Bauzeit des Hafens zwischen 1914 und 1923 und steht unter Denkmalschutz. Welche Dacheindeckung hier zum Einsatz kommen durfte, war daher mit der Denkmalpflege abzustimmen. Im Original waren die Gebäude im Westhafen mit anthrazitfarbenen Flachdachpfannen eingedeckt gewesen. Der Dachziegel Premion des Herstellers Creaton in der anthrazit engobierten Nuance-Ausführung kam dem alten Dachbild am nächsten. Nachdem die Denkmalpflegebehörde schon bei einem früheren Bauabschnitt für den Premion grünes Licht gegeben hatte, schrieb Architekt Tom Keller vom Architekturbüro stars von Alvensleben, Keller & Partner für die Westhafenstraße 1 aufgrund dieser guten Erfahrung von vorneherein diesen Ziegel aus.

Massivdach als Untergrund für weitere Arbeiten

Für die Ausführung der Dacharbeiten ging der Zuschlag an die Glock & Co. Kirchmöser Bau GmbH aus Brandenburg-Plaue. Die Dachdeckerabteilung unter Leitung von Bauleiter Frank Schulz erhielt den Auftrag, die 4000 m² große Dachfläche komplett zu erneuern und energetisch auf den Stand der aktuellen EnEV zu bringen. Eine Besonderheit des Gebäudes: Es gibt keinen klassischen Dachstuhl aus Holz, sondern ein Massivdach aus Beton, bei dem Betonrippen die Lattung ersetzen. Auf diesen Untergrund wurden 120 mm dicke kaschierte PU-Wärmedämm-Elemente verlegt und anschließend Lattung und Konterlattung aufgebracht. Mit den Premion- Flächen-, First- und Ortgangziegeln hatten die Dachdecker schon bei früheren Objekten gute Erfahrungen gemacht. Die jeweils drei Giebel und vier Schleppgauben auf jeder Seite des Firstes boten handwerklich keine Schwierigkeiten – die einzige Herausforderung war die große Fläche, auf der ein sauberes Deckbild zu erzielen war. Bei einem Ziegelverbrauch von 11,9 Stück auf einen Quadratmeter kommen immerhin fast 50 000 Flachdachziegel zusammen. „Mit einer verarbeitungsfreundlichen flexiblen Deckbreite von 6 mm und einer Decklänge von 9 mm war das aber kein Problem“, so Bauleiter Frank Schulz. Keramische Signum-Dunstrohrhauben von Creaton, im gleichen Design wie die Flächenziegel, komplettierten das harmonische Bild in vollkeramischer Qualität.

Ausgeklügelte Kopf- und Fußverfalzung

Dass die Wahl auf den bei über 1100 °C im sogenannten Keralis-Verfahren hergestellten und durchgefärbten Premion fiel, war nicht nur eine Entscheidung für ein Deckbild mit optisch ansprechender weicher Linienführung. „Wir wollten ein besonders langlebiges Premium-Produkt mit höchster Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse“, so Bauleiter Frank Schulz. Selbst starkem Frost kann der Ziegel – wie in einem externen Prüfverfahren nachgewiesen wurde – mühelos widerstehen.

Die ausgeklügelte Kopf- und Fußverfalzung in Labyrinthtechnik verleiht diesem Flachdachziegel eine effektive Wind- und Wasserführung auch bei starkem Winddruck und somit eine hervorragende Regeneintragsicherheit. Die ist sogar bis zu einer Dachneigung von nur 10° gegeben. Eine Eigenschaft, die sich am Westhafen vor allem bei den extrem flach geneigten Schleppgauben bewährte. Schließlich gilt Arbeiten und Leben am Wasser nicht nur in der Hauptstadt als schick. Aber nur, solange das Wasser vor der Tür bleibt und ein sicheres Dach das Gebäude auch „vor Wasser von oben“ schützt.

Autor


Michael Scheklies ist Fachberater bei Creaton und betreute das Projekt Dachsanierung Westhafenstraße 1.

Für die Dachfläche kamen 50 000 Flachdachziegel zusammen

Ziegel widersteht selbst starkem Frost

Bautafel

Objekt Umbau Speichergebäude Westhafenstraße 1, Berlin

Bauherr BEHALA Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH, Berlin

Architekt Dipl.-Ing. Tom Keller, Architekturbüro „stars von Alvensleben, Keller & Partner“, Berlin/Mailand

Ausführung Glock & Co. Kirchmöser Bau GmbH, Brandenburg

Produkte Premion Nuance anthrazit engobiert (Fläche 4000 m²), „Signum“-Dunstrohrhauben

Hersteller Creaton AG, Wertingen

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