Energetische Sanierung eines Einfamilienhauses in Karlsruhe mit Braas-Dachsystem

Zur energetischen Ertüchtigung eines Hauses in Karlsruhe kam ein Dachsystem von Braas zum Einsatz. Es besteht aus Aufsparrendämmung, abgestimmten Kleb- und Dichtstoffen und weiterem Zubehör wie Dämmrahmen für die Dachfenster. Verlegt wurde ein Hohlfalzziegel mit neuem Firstsystem.

Zur energetischen Ertüchtigung eines Einfamilienhauses plante Dachdeckermeister Vlado Nikic, ­Geschäftsführer des Bedachungsunternehmens Prause & Nikic aus Karlsruhe, den Einsatz eines kompletten Dachsystems. Das System von Braas besteht aus einer Aufsparrendämmung mit einer Modernisierungs-Dampfbremse, abgestimmten Kleb- und Dichtstoffen sowie weiteren Systembestandteilen wie einen Dämmstoffdurchgang und einem Dämmrahmen für die vorgesehenen Dachfenster. Als Dachdeckung wurde der Hohlfalzziegel von Braas „Achat 12V“ mit einem innovativen Firstsystem verbaut.

Bis auf die Sparren abgeräumt

Das Dach des Einfamilienhauses aus den späten 1960er Jahren wurde von den Dachdeckern bis auf die Sparren abgeräumt. Anschließend verlegten die Handwerker schon die erste Lage der Dampfbremse „DivoDämm Membran 2 2S“. Sie hat einen sd-Wert von 2 m wasserdampfdiffusionsäquivalenter Luftschichtdicke. Verlegt wurde die Bahn plan direkt über den Sparren. Sie konnte somit gleich als Behelfsdeckung für den vorübergehenden Wetterschutz sorgen.

Luftdichtheit mit Systemkleber

Die Bahn ist mit einer Doppelklebezone ausgestattet, um die notwendige Luftdichtheit in den Überlappungsbereichen herzustellen. In den Stoßbereichen arbeiteten die Dachdecker mit dem Systemklebeband „Divoroll Clima Tape“. Umlaufend wurde die Bahn auf der Schalung mit der plasto-elastischen Klebemasse „DivoDämm Fix Typ A“ luftdichtend an der Bestandskonstruktion angeschlossen. Darüber hinaus wurde die Bahn noch mit dem Systemklebeband zusätzlich an der Außenwand fixiert. Dachumlaufend ordneten die Dachdecker ein Kompriband auf der Dampfbremse an, um eine Unterströmung der Dämmung sicher zu vermeiden.

Aufsparrendämmung

Vor dem Verlegen der ersten Lage Aufsparrendämmung setzten die Dachdecker noch ein Anschlagholz in Dämmstoffstärke 120 mm an der Traufe. Darüber kam die erste Lage Dämmstoff. Für die effektive Verlegung kam die Aufsparrendämmung „Clima Comfort“ zum Einsatz. Die Aufdach-Dämmelemente werden dabei von den Dachdeckern vollflächig oberhalb der Sparrenebene verlegt. Eine möglicherweise vorhandene Zwischensparrendämmung kann ergänzt werden, da der Taupunkt oberhalb der Dampfbremse liegt.

Durch das geringe Verlegegewicht des eingesetzten Dämmstoffs musste die Statik des Dachtragwerks nicht verstärkt werden.

Die aufkaschierte Unterdeckbahn entspricht der Klasse UDB-A des Produktdatenblatts Unterdeckbahnen des ZVDH. Sie ermöglicht die Ausführung einer verklebten Unterdeckung entsprechend dem Merkblatt Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen.

Für die verklebte Verlegung wird der integrierte Klebestreifen abgezogen und durch einfaches Andrücken auf der darunter liegenden Bahn befestigt.

Die Dämmelemente wurden von den Dachdeckern abschnittsweise mit Konterlattenstücken mit den „DivoDämm“-Systemschrauben auf dem Dach fixiert. Zusätzlich ordneten die Dachdecker zur Perforationssicherung unter der Konterlattung das „Divoroll“-Nageldichtvlies an. In das Vlies eingewebte Superabsorber sorgen dafür, dass Wasser nicht eintreten kann. Die Absorber reagieren, sobald sie mit Wasser in Kontakt kommen und quellen bis zum 300-fachen ihrer ursprünglichen Größe auf. Dadurch entsteht eine Blockade, die das Vordringen des Wassers zum Nagelloch verhindert. Das Nageldichtvlies wurde dabei einfach mit dem Hammertacker auf der Unterseite der Konterlattung fixiert. Die Dachdecker konnten die Dämmelemente mit herkömmlichen Werkzeugen zuschneiden. Mögliche Fugen, beispielsweise am First, wurden mit Dämmschaum ausgefüllt und die Stoßstellen anschließend mit dem „DivoDämm“-First-/Kehlband winddicht abgeklebt.

Dämmrahmen für Dachfenster

Mit einem Dämm- und Montagerahmen, der als vorkonfektioniertes Set für bestimmte Velux-Fenstergrößen oder als Stangenware auch für andere Fensterhersteller geliefert wird, konnten die Handwerker die Anbindung zwischen Wohndachfenster und Aufsparrendämmung herstellen. Das Rahmenprofil besteht aus Polyurethan-Recyclewerkstoff mit einem Polyurethan-Kern und bietet hohe Stabilität bei mechanischer Beanspruchung. Die Wohndachfenster werden mit dem Rahmen wärmebrückenfrei, winddicht und mit einfacher Übertragung der statischen Belastung in die Dachkonstruktion eingebaut.

Wichtig bei der Fenstermontage ist die luftdichte Einbindung von Innen sowie die äußere regensichere und winddichte Einbindung auf der aufkaschierten Unterdeckbahn der Dämmung. In den Dämmrahmen werden die Befestigungswinkel des Dachfensters verschraubt und abgeklebt. Anschließend ergänzen die Dachdecker die Konter- und Traglattung. Dabei wird die Traglattung auf dem unteren Profil des Dämm- und Montagerahmens befestigt.

Deckung mit Hohlfalzziegel

Gedeckt wurde das Dach mit dem Dachziegel „Achat 12V“ in der Farbe seidenmatt Kastanie. Die Ortgänge wurden mit einem Ortgangziegel, der eine Konstruktionshöhe von etwa 60 mm abdeckt, eingedeckt. An der Traufe über dem Hauseingang kam ein systemgerechtes Schneeschutzsystem zum Einsatz. Die Dachdecker setzten die in Farbe und Form optimal auf den Dachziegel abgestimmten Schneefangpfannen aus pulverbeschichtetem Aluminium in die zweite Traufreihe. Auf der Schneefangpfanne wurde die Schneefanggitterstütze einfach aufgeclipst und das Schneefanggitter montiert.

Keramisches Firstsystem

Firstseitig kam ein vollkeramisches Firstsystem als belüfteter First zum Einsatz. Die Befestigung ohne Firstlatte erfolgte mit einer Firstsystemklammer „VKF“ ohne Werkzeug. Der Firstanfang wurde mit einem Sattelfirstanfänger  mit Muscheldekor gestaltet, der über Winkel und Schraube mit einer Funktionsscheibe aus Ton verbunden wurde. Lieferbar ist der Sattelfirstanfänger von Braas mit Muscheldekor, Jahreszahl oder Braas-Scheibe.

Sattelfirstanfänger mit Muscheldekor

Der Sattelfirstanfänger wurde mittig vorgebohrt und mit dem Federbügel, einer Klemme sowie einem dichtenden Gummiring befestigt. Die Befestigung der weiteren Sattelfirste erfolgte ebenfalls mit einem Federbügel, der sich unter den obersten Dachlatten festkrallt und so den Sattelfirst dauerhaft auf den Firstanschlussziegeln ohne Firstlatte fixiert. Mit einem Sattelfirstausgleich Doppelmuffe wurde der Firstabschluss hergestellt.

Autor
Horst Pavel ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Braas GmbH in Oberursel.

Bei der gewählten Elementdicke von 12 cm erfüllt der Dämmstoff bereits die Anforderungen der EnEV

Aufsparrendämm-System „Clima Comfort“

Das Dämmelement besteht aus einer besonderen Struktur, einem geschlossenzelligen Resol-Schaum. Resol ist ein duroplastischer Kunststoff mit besonders günstigen Lambda-Werten. Durch die geschlossene Struktur mit kleinsten Zellen sowie extrem dünnen Zellwänden kann Wärme deutlich schlechter transportiert werden.

Anforderungen der EnEV erfüllt

So wird für Dämmstoffstärken von 60 bis 120 mm ein Nennwert λD = 0,020 W/mK (Bemessungswert λ = 0,021 W/mK) und für 140 – 160 mm ein Nennwert λD= 0,021 W/mK (Bemessungswert λ = 0,022 W/mK) erzielt. Bei der gewählten Elementdicke von 12 cm hat der Dämmstoff einen U-Wert von 0,162 W/m²K; damit werden die Anforderungen der EnEV, die für den nachträglichen Einbau einer Dämmung einen U-Wert von mindestens 0,24 W/m²K vorsieht, übererfüllt.

Bauphysikalische Eigenschaften

Mit einem μ-Wert von 35 bei einer Schichtdicke von 120 mm ergibt sich bei der Dämmung ein sd-Wert von etwa 4 m diffusionsäquivalenter Luftschichtdicke. Hiermit ist eine gute Diffusionsfähigkeit gewährleistet und die nach DIN 68 800-2 geforderte Trocknungsreserve ermöglicht. Das System beugt durch seine hohe Dampfdurchlässigkeit der Schimmelbildung vor. Eventuelle Feuchtigkeit kann leichter sowohl nach Innen wie nach Außen austrocknen.

Bautafel (Auswahl)

Dachdeckerbetrieb Prause & Nikic Bedachungs GmbH, 76185 Karlsruhe, www.prause-nikic-dach.de

Dachdeckung „Dachziegel Achat 12 V“ in seidenmatt Kastanie

Dämmung „Braas ClimaComfort“ 120 mm

Dampfbremse „DivoDämm“-Membran 2 2S

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10-11/2017

Reet trifft Mineralwolle

Im schleswig-holsteinischen Steinberg musste nach einer Nutzung von rund 45 Jahren die Reetdeckung eines Einfamilienhauses ausgetauscht werden. Das Haus ist über 100 Jahre alt und hat eine...

mehr
Ausgabe 1-2/2013

Aufsparrendämmung-Verlegepraxis, Teil 2

Ist eine Sanierung oder energetische Modernisierung eines Bestanddaches mit bewohnten Dachräumen geplant, empfiehlt sich eine Sanierung von außen. Mit einer Kombination von Zwischensparrendämmung...

mehr
Ausgabe 09/2017

7-Grad-Dach von Braas

Flach geneigtes Dach systemgerecht saniert

Die Schadensursache beim Dach eines Hauses in Göppingen war, wie sich herausstellte, ein klassischer Verarbeitungsfehler. Nach den Klempnerfachregeln hätte unter einer Dachdeckung mit Titanzink im...

mehr
Ausgabe 07/2022

Dachintegriertes Photovoltaiksystem

Energetische Sanierung eines Einfamilienhauses mit Dämmung, Neudeckung und dachintegrierten Photovoltaikmodulen
01_Dach_Schwarzbach_D_H.JPG

Der Wunsch der Bauherrenschaft nach energetischer Sanierung der Dachflächen sowie der Wechsel vom Energieträger Heizöl zur Nutzung von Solarenergie standen im Vordergrund bei der Sanierung eines...

mehr
Ausgabe 05/2019

Grundlagen der Aufsparrendämmung

Dachmodernisierung mit Aufsparrend?mmung

Im Prinzip handelt es sich bei Dächern mit Dachsteinen oder Dachziegeln um zweischalige Kaltdächer. Die Dachdeckung wird mit Außenluft umspült und schützt die darunterliegenden Schichten gegen...

mehr