Aus Fehlern lernen und besser werden

Handwerksmentor Matthias Barny

Als Jungunternehmer und Workaholic ließ Matthias Barny keinen Fehler aus und schlidderte beinahe in den Konkurs. Heute leitet er seinen Betrieb für Innenausbau und Brandschutz erfolgreich und kann sich seine Kunden aussuchen. Als Handwerks-Mentor gibt er seine Erfahrungen an andere Betriebe weiter.

Das Gruppenfoto auf der Homepage der M. Brendlin GmbH für Innenausbau und Brandschutz in Schliengen zeigt eine sympathische Truppe in Jeans und T-Shirts mit weißen Sommerhüten. Das Bild soll zeigen, dass hier alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den Hut aufhaben und nicht nur eine Person die ganze Verantwortung trägt und Entscheidungen zur Ausrichtung des Unternehmens trifft. Außerdem gibt sich das Team seit 2012 gemeinsam ein Jahresmotto. Für 2021 stand „Kundenverblüffung“ auf dem Programm. Seit Jahren zahlt Geschäftsführer Matthias Barny 15 Gehälter an sein Team. Bis zum Jahre 2025 möchten alle gemeinsam eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich schaffen. „Das ist unsere nächste Vision“, sagt der 48-Jährige. Was sich heute wie eine schnurgerade Erfolgsgeschichte anhört, war am Anfang ein Weg aus Pleiten, Pech und Pannen. Mit Anfang 20 gründete Barny sein Unternehmen. Ich musste viel Lehrgeld bezahlen und habe es mit meiner Firmengründung falsch angefangen. Ich habe keinen Fehler ausgelassen“, blickt er zurück. Ohne technisches Knowhow und kaufmännische Kenntnisse legte er fast einen Konkurs hin. „Mit 26  hatte ich Schulden im mittleren sechsstelligen Bereich.“ Einige Jahre später konnte er seine Firma nur retten, nachdem die Bank unter Auflagen eine Finanzierung ermöglichte.

Was folgte, war ein radikaler Wechsel. Barny schaute sich andere erfolgreiche Unternehmer an, las Biografien und informierte sich, um seinen eigenen Stil zu finden. Tatsächlich stellte sich der Erfolg ein. Heute hat sein Unternehmen 25 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und agiert mit sehr guter Auftragslage am Markt. Sein Wissen möchte Matthias Barny weitergeben. Als Handwerks-Mentor hat er Online-Kurse entwickelt und widmet sich verschiedenen Themen wie Unternehmensleitung, Mitarbeiterführung, Kunden-Aquise und Fachkräftemangel.

Unternehmensführung als Teamspiel

„Der Mensch ist wichtig. Denn je zufriedener die Kollegen sind, desto zufriedener können sie auch die Kunden machen“, betont Barny. Er selbst reflektiert jeden Abend, wie der Tag gelaufen ist und sucht auch Fehler bei sich. Seine Mannschaft erhält regelmäßig per Videobotschaft einen Wochen-Rückblick. Und auch die Mitarbeiter bewerten anonym das persönliche Empfinden in der Firma. Die Durschnittswerte für den gesamten Betrieb werden auf der Homepage veröffentlicht ( www.brendlin-gmbh.de/jahresmotti).

„Wichtig ist es auch, Verantwortung abzugeben. Die Jungen wollen etwas leisten“, sagt Matthias Barny. Zudem solle Zufriedenheit transparent gemacht werden. „Wenn unsere Kunden berichten, dass alles gut geklappt hat, dann bitte ich sie, meine Mitarbeiter persönlich zu nennen“, so der Mentor.  Das Zugehörigkeitsgefühl zu einem Unternehmen könne mit einfachen Mitteln erhöht werden. Auf den Firmenfahrzeugen der Firma stehen die Namen der Kollegen auf der Außenseite. „Als ich im Zuge der Anschaffung neuer Autos abgefragt habe, ob die Namen bleiben sollen, gab es ein eindeutiges Votum dafür“, sagt Barny. 

Kreative Lösungen bei der Fachkräftesuche

„Wir erhalten jeden Monat eine Bewerbung. Aber nur jeder fünfte Interessent passt“, sagt Barny. Bei der Auswahl sei er sehr kritisch, denn jede Neueinstellung bringe Unruhe in den Betrieb. Der Geschäftsführer achtet darauf, dass ein Bewerber sich vorab die Homepage angeschaut hat, sich also mit dem Betrieb beschäftigt hat. Ob eine Person ins Team passt, könne bei einem Info-Tag herausgefunden werden. „Bei einem Handwerker-Frühstück lernen sich alle Kollegen ohne den Chef kennen. Da kann auch mal informell geredet werden und man erhält einen Eindruck von der Atmosphäre“, erklärt Barny.

24-Stunden-Angebote

Sehr oft werde er gefragt, wie er 24-Stunden-Angebote schaffe. Der Obergriff sei dabei für ihn „Wertschätzung.“  Früher habe er jeden Auftrag angenommen. „Doch darunter waren auch Kunden, die einfach nicht gepasst haben, die keine Wertschätzung gezeigt haben“, erinnert er sich. Nun wähle er im Vorfeld aus und erkenne, wie ernsthaft eine Anfrage ist – er genieße „den Luxus, sich Kunden auszusuchen.“ Indem er schnell ein Angebot erstelle, hätten Interessierte immer eine zügige Info und er den Kopf frei für das nächste Angebot. Diese Herangehensweise habe sich über all die Jahre ausgezahlt. Matthias Barny: „Es geht mir seit diesem Zeitpunkt von Jahr zu Jahr immer besser – in jeder Hinsicht. Ich habe mehr Zeit für Familie, Freunde und die Freude, meinen zufriedenen Mitarbeitern die verdiente Wertschätzung zu geben.“

Raus aus dem Hamsterrad!

In Kursen möchte er seine Erfahrungen weitergeben und erklärt: „Ich will jedem Handwerksmeister helfen, der sich gerne weiterentwickeln möchte oder frisch in die Selbstständigkeit gestartet ist, um grundlegende Fehler zu vermeiden und sein Geschäft von nun an auf ein neues Level zu bringen!“ Es gibt 50 Lernlektionen als Video und die dazu passenden Arbeitsblätter.

Weitere Infos auf www.handwerks-mentor.de

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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