Altbausanierung mit Holzfaserdämmsystem

Im Norden des Berliner Stadtbezirks Schöneberg wurde die Fassade eines Gründerzeit-Mehrfamilienhauses saniert. Für die Dämmung der Fassade wurden Holzfaserplatten und ein Einblasdämmstoff aus Holzfasern gewählt. Möglich machte das ein dafür speziell ausgerichtetes Fassadendämmsystem.

Das Berliner Stadtbild ist geprägt von Häusern der Jahrhundertwende. Die sogenannten Gründerzeitbauten entstanden im Zuge der Industrialisierung zwischen 1870 bis 1914. Konstruiert mit Außenwänden aus Mauerwerk und Decken aus Holzbalken- und Stahlträgern, gelten sie als besonders solide und langlebig. Nachdem der Krieg viele Häuser zerstörte und beschädigte, entschied man sich in den 1950er bis 1970er Jahren – wie in anderen Städten auch – für kostengünstige Sanierungen und Komplettabrisse.  Mit Inkrafttreten des Städtebauförderungsgesetzes 1971, dem europäischen Jahr des Denkmalschutzes 1975 und der Internationalen Bauausstellung 1987 wuchs jedoch das Interesse an der Wiederherstellung und dem Erhalt der historischen Häuser. Unter weitgehender Erhaltung der Bausubstanz wurde 1973 die erste Modernisierung eines gründerzeitlichen Wohnblocks in Charlottenburg durchgeführt. Weitere Erneuerungen folgten unter anderem in den Bezirken Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Schöneberg.

An einem Gründerzeithaus in der Hohenstaufenstraße 64 in Schöneberg waren Kriegsschäden an der Fassade in den 1960er Jahren zunächst durch Faserzementplatten überdeckt worden. Die zu der Zeit noch enthaltenen Asbestfasern, sowie der allgemein marode Zustand der Faserzementtafeln veranlassten den Hauseigentümer, eine energetische Sanierung der Fassade vorzunehmen, die 2019 fertiggestellt wurde.Das holzfaserbasierte Fassadendämmsystem „Durio“ von Gutex ist aufgrund seiner bauphysikalischen Ei-

genschaften für Bestandsgebäude wie dieses besonders geeignet. Die unebene Fassade ließ sich durch den Aufbau einer tragenden Holzkonstruktion gut  ausgleichen, die mit „Gutex Durio Thermowall“-Holzfaserdämmplatten beplankt wurde. Dafür wurden die alten Faserzementplatten zunächst demontiert und im Anschluss das Holzständerwerk mithilfe von „Durio“-Winkeln an der Außenwand fixiert. Diese Unterkonstruktion dient der Befestigung der 70 mm dicken Dämmstoffplatten. Der entstandene Hohlraum von 120 mm zwischen Außenwand und Dämmplatten wurde anschließend mit der Holzfaser-Einblasdämmung „Thermofibre“ ausgefüllt. Zum Abschluss wurden die Holzfaserdämmplatten in einem hellen Blau-Grauton verputzt.

Nachhaltig und energieeffizient

Im Vordergrund der Sanierung des Mehrfamilienhauses stand die Demontage der alten Asbestfassade und die Errichtung einer Gebäudehülle, die im Wandbereich Wärme-, Hitze- und Schallschutz bietet. Dank seiner diffusionsoffenen Struktur ermöglicht das „Durio“-Dämmsystem ein hohes Feuchteabgabevermögen der Wandkonstruktion nach außen. Gleichzeitig reduziert sich für die Bewohner durch die Dämmung der Energieverbrauch. Das hohe Raumgewicht, die offene Faserstruktur der Dämmung sowie die aufeinander abgestimmten Systemschichten tragen darüber hinaus auch zur Schalldämmung bei, die an einer stark frequentierten Straße wie dieser von großem Vorteil ist. Neben diesen Eigenschaften überzeugt der Baustoff Holz mit seiner positiven Energie- und Kohlenstoffbilanz. Das Unternehmen Gutex setzt für seine Dämmstoffe auf regionales Holz aus dem Schwarzwald und trägt so zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft bei. Holz als biogener Rohstoff brennt – das ist unbestreitbar. Doch entgegen weit verbreiteter Vorstellungen kann man Holzfaserdämmstoffe so entwickeln, dass sie ein sicheres Brandverhalten aufweisen. Wichtig ist dabei, wie der Dämmstoff verbaut wird. „Für das Mehrfamilienhaus haben wir neben Glimmriegeln auch Brandüberschlagsflächen eingebaut“, erklärt der Planer und Holzverarbeiter André Biedermann. Bei einem Hochbau im Bestand sind die Brandschutzanforderungen streng, auch wenn der Dämmstoff als normalentflammbar eingestuft wird. Die Holzfaserdämmstoffe von Gutex eignen sich für geprüfte Konstruktionen bis zur Feuerwiderstandsklasse F90-B beziehungsweise REI 90.

Früher gesichtslos, jetzt modern

Die Sanierung von bestehenden Gebäuden ist ein wichtiger Bestandteil des ökologischen und nachhaltigen Bauens: Auf diese Weise konnte der Erhalt des Gebäudes gesichert und der Einsatz von Rohstoffen minimiert werden. Die gelungene Fassadensanierung in der Hohenstaufenstraße  hat aus dem gesichtslosen Altbau ein modernes Gebäude entstehen lassen und zur Steigerung des Wohnwertes beigetragen.

Autorin

Heike Granacher ist Marketingleiterin bei Gutex in Waldshut-Tiengen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Fassadensanierung eines Mehrfamilienhauses in der Hohenstaufenstraße 64, 10781 Berlin-Schöneberg

Planung & Holzbau A. Biedermann, 12524 Berlin, www.abiedermann.de

Dämmsystem „Durio“, Gutex Holzfaserplattenwerk, www.gutex.de

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